Nachruf auf Dennis Lerivon Thomas FarnbacherDennis Leri ist, um es mit seinen eigenen Worten zu sagen, 1973 bei Dr. Moshé Feldenkrais in die Lehre gegangen und absolvierte nachfolgend, von 1975 bis 1977, das San-Francisco-Training. Er praktizierte Tai Chi, Aikido, Wing Chun und Kung Fu und war geradezu von westlicher wie östlicher Philosophie durchdrungen. Außerdem war er Poet, Psychologe und Grafiker und praktizierte den tibetischen Buddhismus bis zu seinem Tod.
Ich lernte ihn 1992 in meinem Training (Vienna I) kennen. Ich hatte einige Zeit gebraucht, um eine Ausbildung zu finden, die von einem wie ihm geleitet wurde. Ich selbst war nicht nur Capoeirista, sondern auch in der Linie von Doron Navon in Ninjutsu trainiert und auf dem Weg zum 1. Dan – außerdem war ich ein gescheiterter Mathematiker. Ich ahnte, dass Dennis mit seinem Hintergrund das für mich damals unmöglich Erscheinende geschafft hatte: das Theoretische und das Praktische zusammenzubringen, just wie Moshé. Sein breit aufgestelltes Dasein beschwor das Bild eines Menschen herauf, der ein umfassendes Studium generale absolviert hatte und durch und durch Humanist war. Bekannt ist sein Interview mit Moshé über Kampfkunst und speziell Judo im 1977 veröffentlichten Feldenkrais Journal #2, „Martial Arts & Feldenkrais“, in dem man auch einen Teil seines story-telling finden kann: „Dreams in the Warrior´s Wake“. Die 1997 erschienene Aufsatzsammlung unter dem Titel „Kopfmöbel“ ist ein wahrer Fundus für KollegInnen, die sich dafür interessieren, wie unsere Methode in den wissenschaftlich-philosophischen Kontext eingebettet ist. Große Teile des Materials des San-Francisco-Trainings sind von ihm herausgegeben, bzw. bearbeitet worden. Dennis Leri starb am 16. Dezember 2016. Ich schätze mich glücklich, sein Student gewesen zu sein. Die Großzügigkeit und das tiefe Vertrauen in die Fähigkeiten der StudentInnen verbunden mit der bescheidenen Gelassenheit eines großen Meisters ist für mich richtungsweisend. Ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit, als ich eine Woche nach Dennis’ Tod meine Zertifizierung als Trainer erhielt.
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